Ruinieren Fernmitgliedschaften den Golfsport?Die Fernmitgliedschaft ist mittlerweile so fest im Golfsport verankert, dass sie sich nicht mehr wegdiskutieren lässt. Dennoch streitet die Golfbranche über den Umgang mit Fernmitgliedern. Sind diese wirtschaftliche Hoffnungsträger oder Sargnagel einer angeschlagenen Branche? Ein Kommentar. Zwischen Angst und Hoffnung – der Umgang der Clubbetreiber mit FernmitgliedernViele Clubbetreiber pflegen ein zwiespältiges Verhältnis zu Fernmitgliedern. Auf der einen Seite bangen Sie um Ihre Vollmitglieder, die bislang den Löwenanteil der jährlichen Einnahmen ausmachen. Andererseits kämpfen viele Clubs mit der seit langem schwelenden Strukturschwäche der Branche – und sind wirtschaftlich auf die (eigentlich skeptisch beäugten) Fernmitglieder angewiesen. Immerhin zahlen Fernmitglieder bei jedem Besuch eine Greenfee. Zudem sind nicht wenige Clubs selbst dazu übergegangen, offene Mitgliedschaften mit Fernmitgliedern zu besetzen.
Während einige Clubs Fernmitglieder offen willkommen heißen, versuchen es andere mit Sanktionen – beispielsweise einer erhöhten Greenfee. Dieser schizophrene Umgang mit Fernmitgliedern zeigt: Die Bewertung des neuen Modells der Golfmitgliedschaft fällt der Branche schwer. Golf ohne Fernmitgliedschaft? Kaum mehr vorstellbarDabei sind Fernmitglieder längst in der Mitte des Golfsports angekommen. Das beweist ein Blick auf die Statistik. Schon jetzt haben sich rund ein Drittel aller beim Golfverband eingetragenen Golfer für eine Fernmitgliedschaft entschieden – Tendenz steigend. Fernmitglieder sind damit zu einer Realität geworden, die sich nicht mehr einfach wegdiskutieren lässt. Ganz abgesehen davon, dass es fraglich ist, ob eine Beschränkung oder gar Abschaffung der Fernmitgliedschaft überhaupt wünschenswert ist.
Sollten die Fernmitglieder plötzlich wegbrechen, dürften viele Clubbetreiber in noch stärkere finanzielle Bedrängnis geraten als bisher. Nur ein Bruchteil der Fernmitglieder dürfte sich für die – um ein Vielfaches teurere – ordentliche Mitgliedschaft bei einem Golfclub entscheiden (können). Golf: Eine Branche im UmbruchEntgegen der entrückten Vision eines ursprünglichen Golfsystems ohne vermeintlich „ruinöse Fernmitglieder“ sind Fernmitgliedschaften mittlerweile also eine veritable Einnahmensäule für die Golfbranche. So gut sie sich auch als Sündenbock für in finanzielle Schieflage geratene Clubs eignen, sind sie doch nicht Ursache, sondern vielmehr Symptom eines viel grundlegenderen Akzeptanzproblems. Eine langfristige Lösung kann nur ein Umdenken bringen. Auch wenn ein solches mit stillen Tabus brechen muss. Immerhin: Die ersten Anzeichen einer Branche im Wandel sind sichtbar. Sogar in Deutschland schicken sich einige Clubs an, den Staub der Jahrhunderte abzuschütteln und den Golfsport ins 21. Jahrhundert zu befördern.
Das geschieht vor allem durch eine Öffnung (eines Teils) der Golfanlagen für die Öffentlichkeit. Öffentlich zugängliche Golf-Simulatoren, Lounges, zu Badeseen ausgebaute Teiche und Co. machen ein Besuch des Golfplatzes zum Event – und verschaffen der breiten Masse endlich mehr Berührungspunkte mit dem Golfsport, die Basis für wachsendes Interesse. Ob diese Entwicklung in naher Zukunft weiter an Fahrt aufnimmt, bleibt abzuwarten. TOS, Redakteur Kommentare sind geschlossen.
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