Änderung der Golfregeln: Endlich kommt Bewegung ins SpielManche Golfer geraten fast ins Schwärmen, wenn sie an die herrlich unkomplizierten Anfänge des Golfsports zurückdenken. Gerade mal 13 Regeln hatten sich herauskristallisiert, als sich der Golfsport Mitte des 18. Jahrhunderts zur internationalen Verbreitung anschickte. Seitdem hat sich die Zahl der Regeln fast verdreifacht, wobei eine Regel oft so sehr verklausuliert ist, dass selbst bei Profis in allzu vielen Fällen allgemeine Verunsicherung herrscht. Nach jahrelangen Beratungen und hitzigen Diskussionen soll die vielbeschworene Regelvereinfachung 2019 endlich kommen. Die bislang 34 Regeln schrumpfen in diesem Zuge auf 24 zusammen. Ein längst überfälliger Schritt, der in einigen Punkten das Ziel der Vereinfachung jedoch verfehlt. Wir haben die Meinung eines Golflehrers zu den geplanten Regeländerungen eingeholt. Golf-Regeländerungen 2019 und Fernmitgliedschaft – eng verwobene ThemenDem Zeitgeist entspricht das sperrige Golfregelwerk schon lange nicht mehr. Dass der Golfsport hierzulande im letzten Jahrzehnt nicht an Spielern eingebüßt hat, geht einzig auf das Konto des sprunghaft angestiegenen Trends zur Fernmitgliedschaft. Die vergleichsweise günstigen Fernmitgliedschaften lassen Raum für Flexibilität und vereinfachen den Einstieg ins Spiel. Damit machen sie den Golfsport auch für Gelegenheitsspieler wieder attraktiv. Die geplanten Golf-Regeländerungen springen genau in diese Bresche. Erklärtes Ziel der Regel-Novelle ist es, eine Vereinfachung – und damit einhergehend auch eine Beschleunigung – des Golfsports zu erreichen. Auch die beiden Regelhüter R&A und USGA (United States Golf Association) haben also (endlich) die Zeichen der Zeit erkannt. Gut möglich, dass die zunehmend wahrgenommene Möglichkeit zur Fernmitgliedschaft in Verbindung mit den kommenden Regeländerungen international wieder für einen Aufschwung des Golfsports sorgt. Vereinfachung und Beschleunigung sind gut für den Golfsport, aber...Zwar stehen die Anfang 2019 in Kraft tretenden Regeländerungen klar im Zeichen von Vereinfachung und Beschleunigung des Golfsports. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Darüber klärt Golflehrer Oliver Kamp, Fully Qualified Golfprofessional PGA of Germany, auf. Der Trainer von Tourspieler Ben Parker und ehemalige Landestrainer Mecklenburg-Vorpommerns steht Regeländerungen, die zu einer Vereinfachung und Beschleunigung des Golfspiels führen, prinzipiell positiv gegenüber: „Ich glaube, dass die eine oder andere Regeländerung tatsächlich eine vereinfachende Wirkung hat. Allerdings definitiv noch nicht in der nächsten Saison. Es wird dauern, bis sich die meisten Golfer an die Veränderungen gewöhnt haben.“ Einige Regeländerungen schießen Kamp zu Folge jedoch deutlich am Ziel vorbei. Gerade die große Masse der Amateurgolfer erreichen viele der neuen Regeln nicht: „Es gibt auch ein paar Regeländerungen, die klar das Gegenteil bewirken.“ Experteneinschätzung: die 6 wichtigsten Regeländerungen und ihre SinnhaftigkeitWir haben Oliver Kamp um seine Einschätzung zu den sechs bedeutendsten Regeländerungen gebeten. 1.) Verkürzung der Suchzeit von fünf auf drei MinutenEine Regeländerung, die für den Golfsport durchweg positiv einzuschätzen ist. „Die Suchzeitverkürzung wird das Spiel tatsächlich merklich schneller machen.“ 2.) Fallenlassen des Balls kann aus beliebiger Höhe erfolgenKünftig muss der Ball nicht mehr schulterhoch gedroppt, sondern kann auch knapp über dem Boden fallengelassen werden. Das verhindert, dass ein Ball mehrmals gedroppt werden muss, weil er weggerollt ist – durchaus eine begrüßenswerte Spielvereinfachung also. 3.) Fahne muss nicht mehr bedient werdenDiese Änderung dürfte das Spiel ebenso ein bisschen schneller machen. Der Beschleunigungseffekt ist jedoch sehr gering und dürfte keine großen Auswirkungen haben. „Lediglich kleine Spielgruppen, oder Plätze mit sehr großen Grüns profitieren stärker von der neuen Regelung.“ 4.) Schlagzeitbegrenzung auf 40 SekundenFür die überwiegende Masse der Amateurgolfer bringt diese Regeländerung keine Spielbeschleunigung. Der Grund: „Während Profis langsam am Ball und schnell zwischen den Bällen sind, verhält es sich bei Amateurgolfern genau umgekehrt.“ Hier hätte eher eine Regel, die auf zu langsame Gehzeit von Golfern abzielt, eine Beschleunigung gebracht. 5.) Ready Golf: Schlagen außerhalb der ReihenfolgeEine Regel, die im Amateurgolf noch für Diskussionsstoff sorgen wird. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Regelung das Spiel eher verzögern wird. Im Profigolf spielt ein Golfer gerne auch mal über einen anderen drüber. Amateure würden das zu Recht nicht wagen, es wäre einfach viel zu gefährlich!“. 6.) Reduktion der StrafenUnbeabsichtigte Regelverletzungen werden künftig deutlich seltener geahndet als bisher. So bleibt beispielsweise das versehentliche Berühren des Balls bei der Suche straflos. Auch im Bunker ist ein Berühren des Sandes bei Laufen durch den Bunker ohne Folgen, allerdings darf bei ansprechen bzw. schlagen des Balls der Sand vorher weiterhin nicht berührt werden. Für Kamp ist die Reduzierung der Strafen genau der richtige Ansatz: „In keiner anderen Sportart ist man selbst sein eigener Schiedsrichter. Das ist für den ein oder anderen gar nicht so einfach – sei es bewusst oder unbewusst. Weniger Regeln sorgen für weniger Verwirrung.“ Auch, dass in Hindernissen der Schläger straffrei aufgesetzt werden darf, ist „für den Amateursport absolut okay“. Viele Regeländerungen erreichen den Amateursport nichtRegeländerungen sind prinzipiell der richtige Weg, um den Golfsport durch Vereinfachungen und Beschleunigung wieder attraktiver zu machen. Das Problem: Die Amateurspieler, die das eigentliche Herz des Golfsports bilden, erreichen viele Regeln noch nicht in so hohem Maße, wie es möglich wäre.
So wäre etwa eine Regeländerung in einem anderen Bereich wünschenswert gewesen. Durch die PAR-Definition vergleicht sich aktuell jeder Golfspieler mit einem Profi. Da hilft auch keine HCP-Klasseneinteilung. Die Zahl steht nun mal vor jeder Bahn da – und die möchte man erreichen. Eine Tatsache, die in den meisten anderen Sportarten undenkbar wäre. Unser Golfexperte Oliver Kamp bringt es auf den Punkt: „Ich habe am Anfang einfach gar keine Chance. Und das frustriert! Psychologisch ist dieser Punkt ein ganz großes Problem. Die Plätze sind am Anfang zu schwer und zu lang. Hier liegt die Ursache dafür, dass viele Golfanfänger den Schläger schnell wieder an den Nagel hängen.“ Kommentare sind geschlossen.
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